Hermann Hesses Erzählung "Das Glasperlenspiel" erschien vor 100 Jahren am 18. November 1943 in Zürich.
In diesem Werk entwarf Hesse die utopische Welt der Geistes-Elite von "Kastalien", einer ideal-typischen Republik von Gelehrten, die die höchste Stilisierungsform menschlicher Kultur repräsentiert. Das Werk stellt einen Gegenentwurf zur antihumanen Herrschaft von Stalinismus und Nationalsozialismus dar, als deren Antipoden sich Hesse verstand.
Nach dem Erscheinen des Buches zog er sich aufgrund seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes, vor allem wegen einer zunehmenden Sehschwäche, weitgehend aus dem literarischen Leben zurück. 1946 wurde Hesse für sein Lebenswerk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Der 1922 veröffentlichte Roman »Siddharta« von Hermann Hesse ist die eigentliche Frucht seiner Indienreise im Jahr 1911, ein Roman und eine indische Dichtung über einen asketischen Mönch auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben und nach Erkenntnis über das Leben und sich selbst. Sein suchender Mönch Siddharta gelangt nicht durch Spiritualität, sondern durch Selbsterkenntnis zur Erleuchtung. Der Roman beschreibt die Stationen auf dem Weg der Weisheit, bei dem der Umweg das Ziel ist.
Hesse beschreibt in seinem Roman »Siddharta« die lange Suche eines Mannes, des zukünftigen Buddhas, nach seinem persönlichem Glück. Er sucht es in der Askese, in der körperlichen Liebe, im Handel, im Alkoholrausch und im Glücksspiel. Doch jederzeit merkt er, dass ihn all dies nicht befriedigen kann. Sowohl das asketische Leben im Bettelorden der Samanas und die Zusammenkunft mit dem erleuchteten Buddha Gotama führen Siddharta nicht an sein Ziel, dem Erlangen der Selbsterkenntnis und Weisheit im Sinne des Buddhismus, also der Erleuchtung, die nach dem Tod ins Nirwana führt, der Befreiung aus dem irdischen Kreislauf der Wiedergeburt.
Der Mönch ändert daraufhin seinen Lebenswandel: seine Geistesgaben, gestärkt durch jahrelange Askese, lassen ihn zu einem zwar nicht überzeugten, aber dennoch erfolgreichen Kaufmann werden; Reichtum, Verschwendungssucht, sexuelle und andere Ausschweifungen, also völlig freie Lebensverhältnisse sind die Folge. Siddharta erkennt alsbald, daß dieser an sich doch hohle Lebenswandel voller Ausschweifungen gerade nicht zur Weisheit, sondern zur inneren Abstumpfung und Verarmung führt.
"Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft und schwankt und taumelt zu Boden. Ander aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind errreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn." Siddharta
Erst auf seiner Rückkehr zum Fährmann Vasudeva, den er in seiner Jugend bereits getroffen hatte, an den großen Fluss zurückkehrt, um mit ihm im Einklang mit der Natur und in Stille und innerer Einkehr zu leben, erlangt er auf dem Wege der Umkehr die Erkenntnis über das Leben und sich selbst, was sich an dieser Stelle als der eigentliche Sinn des Lebens offenbart - übrigens nicht nur für Siddharta, sondern auch für jeden anderen Menschen. Der Roman lehrt, dass es viele Wege zum Glück und genauso viele Sucher wie Wege gibt.
Hermann Hesses indischer Roman lässt sich auch so beschreiben: Ein Suchender hat sich auf den Weg in die Welt gemacht, auf einen lange Reuse begeben und nach langer Zeit seinen Weg und sein persönliches Glück gefunden. Siddhartha, die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebt´s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbt, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
Hermann Hesse gelang im Jahr 1903 der literarische Durchbruch mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman »Peter Camenzind«. Der Roman machte Hesse über Nacht berühmt und und ermöglichte ihm eine Existenz als freier Schriftsteller.
Diese erste Novelle mit autobiographischen Zügen enthält eine Reihe Themen, die auch später Hesses Werk bestimmen sollten, wie etwa die Suche des Einzelnen nach geistiger und körperlicher Identität unter den Rückschlägen der Natur und der modernen Zivilisation. Peter Camenzind ist ein Bildungsroman im atypischen Sinne, der Parallelen zu Der grüne Heinrich von Gottfried Keller aufweist.
Peter Camenzind erinnert an spätere Protagonisten Hesses wie Siddhartha, Goldmund oder auch Harry Haller aus Der Steppenwolf. Wie diese leidet er und unternimmt einige intellektuelle, physische und geistige Reisen, in deren Verlauf er verschiedenste Landschaften in Deutschland, Italien, der Schweiz und Frankreich kennenlernt. In einer der letzten Stationen seines Lebens, als er sich ausschließlich um den Behinderten kümmert, ähnelt er in seinem Tun dem Heiligen Franz von Assisi, dessen Wirken Hesse auch in seiner Studie Franz von Assisi essayistisch verarbeitete.
Das war des Sommers schönster Tag,
Nun klingt er vor dem stillen Haus
In Duft und süßem Vogelschlag
Unwiederbringlich leise aus.
In dieser Stunde goldnen Born
Gießt schwelgerisch in roter Pracht
Der Sommer aus sein volles Horn
Und feiert seine letzte Nacht.